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Das Schwein im Patentamt

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Greenpeace warnt vor einer Monopolisierung der Nutztierzucht
VON STEPHAN BÖRNECKE

Wem gehört das Schwein? Für Bauern-, Entwicklungs- und Umweltorganisationen ist das keine Frage: dem Landwirt. Für die Multis unter den Tierzuchtkonzernen aber ist diese Antwort nicht mehr stimmig. Für sie werden Wissen und Kontrolle über die Genom-Daten der Nutztierrassen von Rind, Schwein und Geflügel immer interessanter. Sie melden deshalb reihenweise Patente an.

Die Konzerne wollen über Lizenzen ihr Geld verdienen. Bauern fürchten hingegen nicht nur einen dramatischen Verlust der Artenvielfalt der landwirtschaftlichen Nutztierrassen und auch der Nutzpflanzen. Sie fürchten auch, in die Abhängigkeit der Konzerne zu geraten.Jüngstes Beispiel: Mitte der Woche erteilte das Europäische Patentamt in München einem Zuchtverfahren der US-amerikanischen Firma Newsham Choice Genetics ein Patent auf ein Zuchtverfahren für Schweine. Bei diesem Patent geht es nicht um transgene Tiere, auch nicht um die Patentierung von Schweinen, sondern um eine genotypische Analyse. Mit einem speziellen Verfahren wird nach bestimmten Merkmalen gesucht, die helfen, die Fleischproduktion einer Schweineherde zu steigern. Organisationen wie Greenpeace befürchten, dass dieses Patent zum „Türöffner einer weitgehenden Monopolisierung der Tierzucht in Europa werden kann“.

Das Patent, gegen das nun neun Monate Einspruch eingelegt werden kann, was Greenpeace prompt tat, war ursprünglich vom US-Agromulti Monsanto beantragt worden. Monsanto, eigentlich auf Saatgut und nicht auf Tiere spezialisiert, rückt auch bei Nutztierrassen in die kleine Gruppe jener global agierenden Firmen auf, die mit Zuchtmaterial für Rinder, Schweine und Hühner handeln. Tatsächlich, bestätigt der Sprecher des Patentamtes, Rainer Osterwalder, habe Monsanto zunächst ein wesentlich weitreichenderes Patent beansprucht: Der Konzern wollte sich sämtliche Schweine und deren Nachkommen schützen lassen, die mit Hilfe des jetzt patentierten Verfahrens auf die Welt kommen. Er hätte für jedes Schwein eine Lizenzgebühr kassiert. Dies habe ihm das Patentamt versagt, weil es sich im vorliegenden Fall um natürliche Mutationen handle, die, da nicht neu, auch nicht patentierbar seien.

Greenpeace vermutet trotzdem problematische Folgen: Da die mit dem Verfahren gezüchteten Schweine sich von anderen nicht unterschieden, könnten die Patentinhaber versuchen, Ansprüche „gegenüber Landwirten auch einfach auf Verdacht durchsetzen“. Die müssten sich dann „vor Gericht zur Wehr setzen“.

gefunden bei: Frankfurter Rundschau

Written by genfood

18.Juli.2008 um 9:21

Veröffentlicht in Allgemein, Firmenpolitik, Forschung, Patente

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